Der Kath. Seelsorgebereich Frankenwald wurde am 1. September 2019 durch Erzbischof Ludwig Schick errichtet und umfasst den nördlichen Teil des Landkreises Kronach mit 27 eigenständigen Kirchengemeinden auf einer Fläche von 356 Quadratkilometern. In einem breit angelegten Diskussionsprozess haben sich die ehemaligen Seelsorgebereiche „Pfarreienverbund Rennsteig“, „Pfarreienverbund Oberer Frankenwald“ und „Pfarreiengemeinschaft Oberes Rodachtal“ entschieden, stärker zusammen zu arbeiten, gemeinsame Ressourcen zu nutzen und im Team der Priester, der hauptamtlichen Mitarbeitenden, der ehren-amtlich Engagierten und der zu-ständigen Gremien noch enger zu kooperieren.
Das Ziel ist klar. Wir wollen als Kirche im Frankenwald die frohe Botschaft Jesu Christi verkünden, authentisch aus ihrer Kraft unser Leben gestalten und miteinander Zeugnis ablegen von unserer Hoffnung, die uns trägt und uns Kraft gibt. Wir verkünden Jesus als den Gekreuzigten und Auferstanden. Wir wollen lebendige Kirche sein und die Kirche im Dorf lassen. Gleichzeitig wollen wir auch missionarische Kirche sein, die neue Wege geht, Menschen einlädt und
Begegnungen mit Gott und den Menschen ermöglicht.
Im Blick auf das Leben Jesu stellen wir fest, dass er ständig unterwegs war und viele Wege gegangen ist. Er ist auf die Menschen zugegangen. Viele, die am Weg saßen, heilte er im Vorübergehen. Er ging auch in ausweglose Gegenden und er ließ sich nicht durch Macht oder Reichtum bewegungslos machen. Er ließ sich nicht verführen von denen, die meinten, der kürzeste Weg sei das Ziel. Er lief voraus, konnte aber auch hinterlaufen – oft einem einzigen, der sich verlaufen hatte. Seinen Wegbegleiterinnen und Wegbegleitern gab er den Auftrag, sich auf den Weg zu machen zu den Menschen aller Völker. Am Ende sagt er selber „Ich bin der Weg!“ So sind auch die Gläubigen in seiner Kirche zum wandernden Gottesvolk geworden. Aus dieser Überlegung ist auch der Titel unseres Pastoralkonzepts zu verstehen: „Unterwegs in eine neue Welt, in der ein Glaube uns zusammenhält!“
Das vorliegende Pastoralkonzept ist in einem mehrjährigen Prozess entstanden, in dem die Mitglieder unseres Pastoralteams sowie die Mitglieder des Seelsorgebereichsrates und natürlich die Mitglieder der Pfarrgemeinderäte unserer 27 Gemeinden beteiligt waren. In einer Umfrage haben wir uns auch bemüht, die Stimmen und Meinungen von vielen Gläubigen aus unseren Gemeinden wahrzunehmen und einzuarbeiten. Die Koordination für die Erstellung des Pastoralkonzepts übernahm ein Team von Prozessverantwortlichen, dem der Leitende Pfarrer Detlef Pötzl, Pfarrer Richard Reis, Pfarrer Thomas Hauth, Pastoralreferent Harald Ulbrich, die Vorsitzende des Seelsorgebereichsrates Anne Neubauer und die Delegierten des Seelsorgebereichsrates Claudia Käfferlein-Scherbel und Hans Kaufmann angehörten.
Das Pastoralkonzept hat die Zukunft im Blick. Eine Leitfrage war, wie die Seelsorge der Zukunft aussehen wird, angesichts des Rückgangs der Zahl der Gläubigen und des pastoralen Personals sowie der Wahrnehmung, dass der Glaube in Praxis und Wissen zunehmend verdunstet. Wer die Zukunft in den Blick nehmen und Ziele formulieren will, muss sich vergewissern, wo man im Hier und Jetzt steht. Außerdem ist es natürlich wichtig, sich der eigenen Grundlagen bewusst zu werden. Deshalb haben wir im bekannten Dreischritt „Sehen – Urteilen – Handeln“ im Sinne der Selbstvergewisserung auf die Situation unserer Gemeinden im Frankenwald geschaut, sie im Blick auf die Botschaft Jesu reflektiert und überlegt, wie wir das Evangelium in die Welt von heute buchstabieren können. Entstanden sind Leitlinien, die unser kirchliches Handeln bestimmen sollen. Die Leitlinien orientieren sich an den vier Grundvollzügen der Kirche: Liturgia (die Feier des Glaubens) – Martyria (der Dienst der Verkündigung) – Diakonia (die Liebe zum Nächsten) und die alles verbindende Koinonia (Gemeinschaft). Wir sind uns bewusst, dass Leitlinien immer auch einen Idealzustand beschreiben. Im Alltag muss sich letztlich zeigen, wie und was wir mit den Möglichkeiten, die wir haben, umsetzen können. Unser Pastoralkonzept muss natürlich weiter entwickelt werden und sich an den jeweiligen Herausforderungen der Zeit messen lassen.
Wer sind eigentlich „Wir“? Auch diese Frage hat uns beschäftigt. Seelsorge, kirchliches Handeln und christliches Engagement ist nicht allein Aufgabe der Priester und der hauptamtlich Mitarbeitenden. Wir verfolgen einen Ansatz der kooperativen Pastoral, wie er bereits im Pastoralplan der Erzdiözese Bamberg „Den Aufbruch wagen, heute!“ beschrieben wird. Viele ehrenamtlich Engagierte, die Mitglieder unserer Pfarrgemeinderäte und der Kirchenverwaltungen und eigentliche alle Gemeindemitglieder sollen und dürfen eingebunden sind. „Wir“ – das sind alle Menschen in unserem Kath. Seelsorgebereich Frankenwald, die gemeinsam Kirche sein wollen und die unterwegs in eine neue Welt sind, in der ein Glaube uns zusammenhält.
Neben dem Pastoralkonzept arbeiten wir natürlich weiter an Konzepten zur gemeinschaftlichen Pfarrverwaltung und zur Prävention sexualisierter Gewalt sowie an der Errichtung einer Gesamtkirchengemeinde. Uns ist bewusst, dass die verschiedenen Konzepte ineinander greifen müssen und dass unsere Bemühungen auf der Ebene der Verwaltung unserem pastoralen Einführung und seelsorglichen Handeln dienen müssen.
Pfarrer Detlef Pötzl
leitender Pfarrer des Seelsorgebereichs Frankenwald